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Relaunch und SEO

16. April 2025

Ein Website-Relaunch bietet Chancen – technisch, visuell, strukturell. Doch ohne durchdachte SEO-Strategie wird das Vorhaben schnell zur Gefahr für Sichtbarkeit und Nutzererlebnis. Jede größere Veränderung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Genau deshalb ist der Relaunch ein kritischer Moment für die SEO-Performance. Fehlende oder falsch gesetzte Weiterleitungen führen zu 404-Fehlern, verlorenem Linkjuice und im schlimmsten Fall zu einem dramatischen Rankingverlust.

Ein weit verbreiteter Fehler: SEO wird häufig erst nach dem Relaunch ins Projekt geholt – als Korrektiv, wenn der Schaden bereits entstanden ist. Tatsächlich ist Suchmaschinenoptimierung aber kein nachgelagerter Task, sondern ein integraler Bestandteil einer durchdachten Relaunch-Strategie. Nur wenn SEO frühzeitig eingebunden wird – in Planung, Konzeption und Umsetzung – lässt sich das volle Potenzial heben.

Was passiert beim Relaunch – und was ist aus SEO-Sicht relevant?

Ein Relaunch verändert die Website in ihrer Struktur, Technik und inhaltlichen Logik – oft gleichzeitig. Genau das macht ihn aus SEO-Sicht so komplex.

In der Regel betrifft ein Relaunch folgende Kernbereiche:

  • Technik: Neues CMS, veränderte Ladezeiten, andere URL-Parameter, JavaScript-Rendering, Core Web Vitals
  • Struktur: Neu sortierte Navigation, veränderte Seitenhierarchien, überarbeitete URL-Strukturen
  • Inhalte: Zusammenlegung oder Reduktion von Seiten, neue Content-Strategie, veränderte Keyword-Ausrichtung
  • Design & UX: Andere Klickpfade, veränderte interne Verlinkung, neue Interaktionselemente

Jeder dieser Punkte verändert die Art, wie Suchmaschinen die Website crawlen, verstehen und bewerten. Eine Navigation, die auf JavaScript basiert, kann Seiten aus dem Index verschwinden lassen. Neue URLs ohne Redirects führen zu Autoritätsverlust. Zusammengelegte Inhalte erzeugen Duplicate Content, wenn Canonicals nicht sauber gesetzt sind. Auch die Veränderung der Content-Tiefe kann Rankings verschieben, wenn Suchintentionen nicht mehr präzise bedient werden.

Suchmaschinen bewerten Websites nicht nur anhand von Inhalten, sondern anhand von Struktur, Zugänglichkeit und Konsistenz. Der Relaunch greift genau in diese Systeme ein.

Der strategische SEO-Fahrplan für den Relaunch

Ein Relaunch verläuft in Phasen – und SEO sollte in jeder davon eine klare Rolle spielen. Die folgende Übersicht zeigt, welche Aufgaben in welcher Phase relevant sind, worauf es ankommt und welche Tools dabei unterstützen.

Phase Ziele Typische Maßnahmen Hilfreiche Tools
Analyse Bestehende SEO-Performance verstehen - Website crawlen
- Rankings & Traffic auswerten
- Content-Qualität bewerten
- Backlinks analysieren
Screaming Frog, GSC, Ahrefs, SISTRIX
Planung Neue Struktur und Anforderungen definieren - Informationsarchitektur entwickeln
- Redirect-Mapping vorbereiten
- CMS-Anforderungen spezifizieren
Draw.io, Excel, CMS-Doku, Google Sheets
Umsetzung Technische Umsetzung SEO-konform begleiten - Weiterleitungen umsetzen
- Meta-Daten prüfen
- Interne Verlinkung anpassen
Testumgebung, Screaming Frog, SEO-Plugins
Nachbereitung Auswirkungen analysieren & Optimierungspotenziale identifizieren - Indexierung und Rankings prüfen
- Crawling-Fehler beheben
- Performance-Reporting etablieren
GSC, Logfile-Analyse, Webanalyse, SISTRIX

Typische Stolperfallen bei der SEO-Integration

Der Plan steht, der Relaunch läuft – und es geht trotzdem schief. Die neue Seite ist live, das Design modern, die Technik solide. Und trotzdem brechen die Rankings ein, die Sichtbarkeit sinkt, der Traffic bleibt aus. In vielen Fällen liegt das nicht an einem einzelnen technischen Fehler, sondern an Lücken im Projekt selbst – in der Abstimmung, im Prozess, in der Verantwortung.

1. Fehlende SEO-Verantwortung im Projektteam

In vielen Relaunch-Projekten fehlt eine klare Zuweisung von SEO-Verantwortung. Entscheidungen zur Seitenstruktur, zu Templates oder zum Content fallen früh – häufig ohne SEO-Beteiligung. Das führt dazu, dass grundlegende Weichenstellungen ohne fachliche Bewertung passieren. Spätere Korrekturen kosten unnötig Zeit, Budget und Sichtbarkeit.
Besser: SEO als festes Teilpaket im Relaunch-Projekt verankern – mit definierter Zuständigkeit, regelmäßigem Austausch und Entscheidungskompetenz.

2. Silos zwischen SEO, Development und Content

Wenn Teams isoliert arbeiten, gehen zentrale Anforderungen verloren. Das Development kennt die Weiterleitungslogik nicht, das Content-Team erstellt neue Seiten ohne Keyword-Analyse und technische Details zur Indexsteuerung fallen hintenüber. Das Ergebnis: eine optisch ansprechende Website, die in der Suche an Relevanz verliert.
Besser: Gemeinsame Dokumentation schaffen, crossfunktionale Reviews etablieren und SEO frühzeitig in die Entwicklungsschritte einbinden.

3. Fehlende Systematik beim Testing

Technische Checks auf der Testumgebung finden häufig nur oberflächlich statt. Redirects, Canonicals, Meta-Daten oder Indexierungslogik bleiben ungetestet – bis nach dem Go-live. Dann entstehen vermeidbare Schäden, weil das Grundgerüst nicht stabil steht.
Besser: Vor dem Launch einen SEO-QA-Prozess definieren – mit Crawling, Statuscode-Checks, Meta-Validierung und Performance-Tests.

4. Keine Dokumentation der SEO-Anforderungen

Ohne strukturierte Anforderungen lassen sich SEO-Maßnahmen nicht durchgängig umsetzen – besonders dann nicht, wenn externe Dienstleister, Agenturen oder wechselnde Projektmitglieder beteiligt sind. Technische Vorgaben wie hreflang, strukturierte Daten oder Sitemap-Struktur bleiben lückenhaft oder werden übersehen.
Besser: SEO-Anforderungskatalog erstellen und verbindlich im Projekt verankern – abgestimmt mit Dev, Content und Projektleitung.

5. Relaunch-Ziel: Status quo sichern – statt Potenzial ausschöpfen

In vielen Fällen besteht das Hauptziel darin, bestehende Rankings zu „retten“. Dabei bietet ein Relaunch die perfekte Gelegenheit, neue Potenziale zu erschließen: Keyword-Lücken schließen, Inhalte neu ausrichten, interne Verlinkung optimieren oder strukturelle Schwächen beseitigen.
Besser: Relaunch nicht als Risiko betrachten, sondern als strategisches Upgrade. SEO kann nicht nur Verlust verhindern, sondern gezielt Wachstum initiieren.

Klassischer Relaunch oder iterativer Rollout – was aus SEO-Sicht sinnvoll ist

Die Wahl des Relaunch-Modells beeinflusst nicht nur Zeitplan und Ressourcen, sondern auch die Art, wie SEO-Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Klassische und iterative Ansätze folgen unterschiedlichen Prinzipien – und setzen verschiedene Prioritäten.

Ein klassischer Relaunch schafft die Möglichkeit, Altlasten konsequent zu entfernen. Die komplette Neustrukturierung von Technik, Inhalt und Design eröffnet die Chance, SEO auf einem sauberen Fundament neu aufzusetzen. Ist das Setup sauber geplant und getestet, kann diese Art von Relaunch zu einem deutlichen Performance-Boost führen. Gleichzeitig steigt das Risiko: Viele Änderungen auf einmal erschweren die Ursachenanalyse bei Rankingverlusten. Kleinere Fehler können große Auswirkungen haben – vor allem, wenn sie zu spät entdeckt werden.

Ein iterativer Rollout reduziert dieses Risiko. Neue Seiten, Module oder Templates gehen in Etappen live – begleitet von gezieltem Testing. Technische oder strukturelle Fehler lassen sich schneller identifizieren und korrigieren. SEO-Maßnahmen können datenbasiert angepasst und kontinuierlich optimiert werden. Der Preis: höherer Koordinationsaufwand, längere Übergangsphasen und Einschränkungen bei grundlegenden strukturellen Neuerungen.

Beide Modelle sind valide – je nach Ziel, technischer Umgebung und verfügbaren Ressourcen. Wer maximale Gestaltungsfreiheit sucht, profitiert vom klaren Schnitt. Wer laufende Kontrolle und Risikominimierung priorisiert, wählt besser den iterativen Weg.

Relaunch-SEO-Checkliste

Kategorie Prüfpunkt Frage
Technik & Crawling Indexierung Sind alle relevanten Seiten indexierbar (keine Noindex/NoFollow oder falsche Canonicals)?
robots.txt Sperrt die robots.txt keine SEO-relevanten Bereiche?
Statuscodes Gibt es Fehlerseiten (4xx), Serverfehler (5xx) oder unerwünschte Weiterleitungen (3xx)?
Performance Entspricht die Ladezeit den Anforderungen (Core Web Vitals, Pagespeed Insights)?
Staging-Schutz Ist die Testumgebung vor Indexierung und externem Zugriff geschützt?
Struktur & URLs URL-Struktur Folgen die URLs einem konsistenten, sprechenden Schema?
Weiterleitungen Sind alle alten URLs per 301 korrekt auf neue Ziele gemappt?
Canonicals Verweisen die Canonical-Tags korrekt auf die Hauptvarianten?
Hreflang Ist hreflang bei mehrsprachigen Seiten korrekt implementiert?
Inhalt & Metadaten Headlines Hat jede Seite genau eine H1? Gibt es keine doppelten H1?
Title & Description Sind Title und Description für jede Seite vorhanden und in passender Länge formuliert?
Content-Migration Wurden wichtige Inhalte korrekt übernommen oder bewusst neu aufgesetzt?
Content-Tiefe Deckt der Content alle relevanten Keywords und Suchintentionen ab?
Tracking & Kontrolle Google Search Console Ist die Property korrekt eingerichtet? Wurde die neue Sitemap eingereicht?
Tracking Funktioniert das Tracking (GA4, Tag Manager etc.) auf allen relevanten Seiten?
Monitoring Gibt es ein dauerhaftes Monitoring von Rankings, Crawling-Fehlern und Sichtbarkeit?
Reporting Wurde ein Reporting-Setup definiert (KPI, Frequenz, Verantwortliche)?

Fazit

Relaunch-SEO ist kein Audit, sondern Architekturarbeit. Es bedeutet auch nicht, technische Fehler nachträglich zu korrigieren. Es geht darum, Strukturen so zu bauen, dass Sichtbarkeit von Anfang an mitgedacht wird – nicht erst nach dem Go-live.

Viele Relaunches scheitern nicht an fehlendem Know-how, sondern an der falschen Einordnung von SEO im Projekt. Ohne klare Verantwortung, ohne saubere Prozesse, ohne Platz in der Strategie bleibt das volle Potenzial ungenutzt.

SEO ist kein Kontrollinstrument. Es ist ein integraler Teil der Produktentwicklung. Wer das versteht, baut Websites, die nicht nur gut aussehen, sondern auch gefunden werden – und dauerhaft performen.

Ein Relaunch ohne SEO bleibt ein Risiko. Mit der richtigen Planung wird er zur Chance: für bessere Strukturen, stabile Rankings und digitales Wachstum mit Substanz.


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