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Domain-Driven Design: Der Schlüssel zur Skalierung hochwertiger Laravel-Anwendungen

06. November 2023

Veröffentlicht in:

Webentwicklung

In der Webentwicklung zeichnen sich qualitativ hochwertige Anwendungen nicht nur durch ihre Funktionalität, sondern auch durch ihre Struktur und ihre Wartbarkeit aus. In diesem Fachartikel tauchen wir in die Tiefen des Domain-Driven Design (DDD) ein und beleuchten, wie dieser Ansatz in Laravel-Anwendungen realisiert werden kann, um die Entwicklung von robusten, skalierbaren und leicht wartbaren Webanwendungen zu ermöglichen.

Was ist Domain-Driven Design?

Stellen Sie sich vor, Software könnte wie ein maßgeschneiderter Anzug sein – perfekt angepasst an die Bedürfnisse und Abläufe eines spezifischen Bereichs. Das ist die Vision von Domain-Driven Design (DDD), einem Ansatz, der nicht nur Code, sondern auch die Komplexität des Geschäftslebens handhabt.

Eric Evans, ein Pionier dieser Philosophie, beschrieb in seinem bahnbrechenden Werk „Domain-Driven Design: Tackling Complexity in the Heart of Software“, wie essenziell es ist, die Domäne – den Lebensraum einer Software – zu verstehen. Beispielsweise muss ein Entwickler von Layout-Software nicht zwingend ein Profi im Layouten sein, aber ein tiefes Verständnis der Tagesabläufe und Herausforderungen eines Layouters ist unerlässlich. Funktionen, die darüber hinausgehen, was Layouter benötigen, bieten wenig Mehrwert.

Das Fundament von DDD ist die Überzeugung, dass eine effektive Software die Realität spiegeln und verbessern sollte. Die Prinzipien von DDD helfen dabei:

Fundamentale Prinzipien von Domain-Driven Design:

  • Kerngeschäft als Kompass: Der Erfolg einer Software misst sich daran, wie gut sie die Bedürfnisse ihres Anwendungsbereichs erfüllt. Um diesen Erfolg zu sichern, beginnt alles mit einer gründlichen Erkundung der Domäne – dem Herzstück des Unternehmens. Entwickler nehmen sich die Zeit, Seite an Seite mit den Fachleuten zu arbeiten und zu lernen. Sie tauchen in die Welt der Domänenexperten ein, um die dort gelebten Prozesse, die spezialisierten Verfahren und die eigene, oft einzigartige Terminologie zu verinnerlichen. Dies ist der Schlüssel, um Software zu entwickeln, die nicht nur funktioniert, sondern auch intuitiv und effektiv die Bedürfnisse ihrer Nutzer bedient.

  • Einfachheit als Strategie: Komplexität ist oft der Feind der Anwendbarkeit. Hier setzt Domain-Driven Design an, indem es Modelle erschafft, die eine präzise Reflexion des realen Geschäftsumfelds darstellen. Ein Domänenmodell dient als Blaupause und reduziert die Komplexität auf das Wesentliche. Nehmen wir eine Software zur Bestandsverwaltung als Beispiel: Statt eines Wirrwarrs an Funktionen, die kaum genutzt werden, konzentriert sich die Software auf Kernfeatures, die für Bestandsverwalter im täglichen Einsatz wirklich zählen, wie etwa die intelligente Bestandsanalyse, die Vorhersage von Lagerbewegungen oder effiziente Scanning-Prozesse von Produkten.

  • Sprache als Bindemittel: Die Erstellung einer "Ubiquitous Language" oder allgegenwärtigen Sprache ist nicht nur ein Detail, sondern das Fundament, auf dem das gesamte Projekt ruht. Indem alle Beteiligten – Entwickler, Fachexperten und Stakeholder – dieselbe Sprache nutzen, wird eine durchgängige Klarheit und ein nahtloses Verständnis über alle Ebenen der Projektentwicklung hinweg geschaffen. Diese gemeinsame Sprache wird in Meetings genauso verwendet wie im Code selbst und verbindet die technische mit der geschäftlichen Seite zu einem harmonischen Ganzen. Sie ist der Schlüssel für effiziente Kommunikation und ein einheitliches Verständnis, das alle Aspekte der Softwareentwicklung durchzieht und verbindet.

Schlüsselkonzepte:

  • Fachlogik und Entwurfsmuster: Der Kern jeder Softwareentwicklung im Domain-Driven Design liegt in der Fachlogik, auch Geschäftslogik genannt. Diese Logik bildet das Herzstück des Modells und der Softwarearchitektur und ist eine direkte Übersetzung der realen Geschäftsregeln in den Programmiercode. Um Effizienz und Effektivität zu gewährleisten, greifen Entwickler auf etablierte Entwurfsmuster zurück. Diese Muster sind bewährte Lösungen für häufig wiederkehrende Probleme und Herausforderungen in der Softwareentwicklung. Sie dienen dazu, das ständige Neuerfinden grundlegender Lösungsstrategien zu vermeiden und stattdessen auf ein Fundament von Best Practices zu bauen.

  • Kontext und Kontextgrenzen: In komplexen Softwareprojekten ist der Kontext entscheidend für das Verständnis und die korrekte Anwendung von Funktionen und Datenmodellen. Der Kontext definiert die Umgebung oder die Bedingungen, unter denen ein bestimmtes Modell Gültigkeit besitzt. Kontextgrenzen sind die logischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich ein Modell bewegt. Sie ermöglichen es, dass große und komplexe Projekte in kleinere, handhabbare Teile untergliedert werden können. Durch diese Einteilung wird klar definiert, wie Modelle miteinander interagieren, integrieren und kommunizieren, wodurch die Zusammenarbeit in und zwischen Teams vereinfacht wird.

  • Entitäten und Wertobjekte: Im Domain-Driven Design werden zwei Haupttypen von Objekten unterschieden – Entitäten und Wertobjekte. Entitäten sind Objekte, die durch eine einzigartige Identität definiert sind, wie zum Beispiel ein Kinobesucher, der durch ein individuelles Ticket gekennzeichnet ist. Diese Identität bleibt unabhängig von anderen veränderlichen Attributen erhalten. Wertobjekte hingegen sind unveränderliche Objekte, die durch ihre Eigenschaften definiert sind, aber keine einzigartige Identität besitzen. Ein Beispiel hierfür ist ein Sitzplatz im Kino, der, obwohl fest montiert und nicht veränderlich, keine eigene Identität hat. Ein Wertobjekt wird in der Regel dort eingesetzt, wo Attribute im Vordergrund stehen und eine eindeutige Identifizierung nicht notwendig ist.

Prozess und Anpassung:

DDD ist kein starres Gerüst, sondern ein flexibler, iterativer Prozess. Das bedeutet, dass die Software mit den sich ändernden Anforderungen des Geschäfts mitwachsen kann. Iterative Entwicklung und ständiges Refactoring stellen sicher, dass die Software ein lebendiges Werkzeug bleibt, das sich weiterentwickelt und immer den aktuellen Geschäftsanforderungen entspricht.

Indem wir DDD-Prinzipien anwenden, schaffen wir Software, die nicht nur funktioniert, sondern auch das Leben der Menschen, die sie verwenden, vereinfacht und bereichert. Es geht darum, dass Technologie weniger als eine Maschine und mehr wie ein Partner im Geschäftsleben funktioniert – intuitiv, verständlich und zutiefst verbunden mit den täglichen Abläufen und Herausforderungen.

Vorteile der DDD-Architektur

Domain-Driven Design (DDD) bietet einen umfassenden Rahmen für die Strukturierung und Gestaltung von Software, besonders wenn es um die Handhabung komplexer Geschäftsdomänen geht. Die Vorteile, die DDD bietet, sind vielschichtig und berühren unterschiedliche Aspekte der Softwareentwicklung – von der besseren Übersichtlichkeit der Codebasis über die Förderung von Verantwortlichkeit in der Softwarearchitektur bis hin zur Verbesserung der Wartbarkeit und Testbarkeit. Hier eine detaillierte Ausführung der genannten Vorteile:

Übersichtlichkeit

Die Aufteilung einer Anwendung in verschiedene Domänen führt zu einer klar strukturierten und somit übersichtlicheren Codebasis. DDD ermutigt Entwickler, Systeme in klar abgegrenzte Kontexte zu unterteilen, wodurch die Struktur der Geschäftslogik einfacher zu verstehen ist. Dies reduziert die kognitive Last, da Entwickler sich auf einen spezifischen Anwendungsfall oder eine spezifische Geschäftslogik konzentrieren können, ohne von irrelevantem Code abgelenkt zu werden. Für neue Teammitglieder bedeutet dies eine erleichterte Einarbeitung, da sie sich auf die für ihre Arbeit relevanten Teile des Systems konzentrieren und diese schneller verstehen können.

Extraktion

DDD setzt auf das Prinzip der Single Responsibility, das besagt, dass jede Klasse oder jedes Modul nur eine Verantwortung tragen sollte. Dies ermöglicht die Extraktion und Kapselung spezifischer Funktionalitäten in eigenständige Module. Solche Module sind leichter wiederzuverwenden, anzupassen oder zu ersetzen, was die Flexibilität des Gesamtsystems steigert. Dies trägt auch zu einer Reduktion von Abhängigkeiten bei, wodurch der Code weniger anfällig für Fehler bei Änderungen wird.

Verantwortlichkeiten

Durch die klare Trennung der Verantwortlichkeiten innerhalb der Domänen und der technischen Umsetzung werden Nebeneffekte reduziert und die Zuverlässigkeit der Anwendung erhöht. Jedes Element der Software hat eine klar definierte Rolle und Verantwortung. Dies verhindert, dass Änderungen an einer Stelle unerwartete Auswirkungen an anderer Stelle nach sich ziehen. Außerdem fördert es eine bessere Zusammenarbeit im Team, da Zuständigkeiten klar zugeordnet sind.

Wartbarkeit und Testbarkeit

Die modulare Natur von DDD-basierten Systemen erleichtert die Wartung und das Testen. Einzelne Module können unabhängig voneinander aktualisiert oder ersetzt werden, ohne das Gesamtsystem zu beeinträchtigen. Dies vereinfacht die Fehlerbehebung und das Hinzufügen neuer Funktionen. Durch die Trennung von Geschäftslogik und Infrastrukturcode werden Tests vereinfacht, da Domänenmodelle in Isolation getestet werden können, ohne externe Abhängigkeiten wie Datenbanken oder Webdienste einbeziehen zu müssen.

Skalierbarkeit

Die lose Kopplung der Komponenten in einem DDD-Ansatz ermöglicht es, verschiedene Teile der Anwendung unabhängig voneinander zu skalieren. Dadurch kann die Anwendung flexibel an wachsende Anforderungen angepasst werden, ohne dass eine komplette Überarbeitung notwendig ist. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die eine schrittweise Skalierung ihrer Systeme planen oder mit variablen Lasten umgehen müssen.

Geschäfts- und IT-Alignment

DDD fördert die Kommunikation zwischen den technischen Teams und den Stakeholdern der Geschäftsbereiche durch die Verwendung einer Ubiquitous Language – einer gemeinsamen Sprache, die in der gesamten Organisation verwendet wird. Dies vermindert das Risiko von Missverständnissen und ermöglicht eine effiziente Lösungsfindung, da Geschäftsanforderungen und technische Umsetzung nahtlos aufeinander abgestimmt werden können.

Wiederverwendbarkeit

DDD fördert die Entwicklung von wiederverwendbaren Domänenmodellen, die in verschiedenen Teilen der Anwendung oder sogar in unterschiedlichen Projekten genutzt werden können. Diese Modularität erlaubt es, bewährte Lösungen für wiederkehrende Probleme zu nutzen und steigert die Effizienz in der Softwareentwicklung. Ein wiederverwendbares Modul für eine bestimmte Geschäftsfunktion wie Zahlungsabwicklung oder Bestandsmanagement kann schnell in neuen Projekten implementiert werden, was Zeit und Ressourcen spart.

Langfristige Agilität

Die klaren Grenzen zwischen Domänen ermöglichen eine agilere Entwicklungsumgebung. Änderungen an Geschäftslogiken können innerhalb der jeweiligen Domänen stattfinden, ohne weitreichende Veränderungen am restlichen System nach sich ziehen zu müssen. Dies fördert eine langfristige Agilität, da das System leichter an neue Geschäftsanforderungen oder technologische Fortschritte angepasst werden kann.

Domain-Expertise

Durch den Fokus auf die Geschäftsdomäne wird die Entwicklung von Expertise innerhalb des Teams gefördert. Entwicklerinnen und Entwickler können tiefes Wissen in spezifischen Geschäftsbereichen aufbauen, was wiederum zu einer qualitativ hochwertigeren Software führt. Diese Expertise ist besonders wertvoll, wenn es darum geht, innovative Lösungen für komplexe Geschäftsprobleme zu finden.

Refaktorisierung

Eine DDD-Architektur vereinfacht die Refaktorisierung von Code, da die klaren Abgrenzungen zwischen Domänenmodellen und deren Implementierung eine sichere Umgebung für Änderungen schaffen. Da Geschäftslogik von Infrastrukturcode getrennt ist, können Entwickler Änderungen vornehmen, ohne befürchten zu müssen, dass diese unmittelbare und unübersichtliche Auswirkungen auf andere Systembereiche haben.

Fokussierte Leistungsoptimierung

Da Leistungsbottlenecks oft auf bestimmte Bereiche oder Funktionen innerhalb einer Anwendung beschränkt sind, ermöglicht DDD eine gezielte Leistungsoptimierung. Entwickler können spezifische Domänenmodelle isolieren und optimieren, ohne den Rest des Systems zu beeinträchtigen. Das erhöht die Effizienz bei der Optimierung und stellt sicher, dass Ressourcen dort eingesetzt werden, wo sie den größten Einfluss haben.

Investitionssicherheit

DDD begünstigt durch seine strukturierte Vorgehensweise und seine Fokussierung auf Geschäftswerte eine Investitionssicherheit. Die in DDD erstellten Softwarelösungen sind zukunftsorientiert und anpassbar, was bedeutet, dass Investitionen in Softwareentwicklung längerfristig Wert behalten. Unternehmen können sicher sein, dass ihre Investitionen auch bei sich ändernden Marktbedingungen oder neuen strategischen Ausrichtungen bestand haben.

Die Realisierung von DDD in Laravel

Laravel, eines der beliebtesten PHP-Frameworks, bietet eine Reihe von Funktionen, die die Umsetzung von DDD begünstigen. Hier schauen wir uns an, wie man eine DDD-Architektur in Laravel-Projekten implementieren kann.

Unsere Guidelines für die Projektstruktur

Ordnerstruktur für neue Projekte

In einem Laravel-Projekt, das nach DDD-Prinzipien aufgebaut ist, wird die Projektstruktur in zwei Hauptbereiche unterteilt: /app/App und /app/Domain.

Was kommt in das Domain-Verzeichnis?

Im /app/Domain-Verzeichnis befindet sich alles, was direkt mit der Domäne und der Geschäftslogik zu tun hat:

  • Actions: Geschäftsaktionen, die eine bestimmte Aufgabe durchführen.
  • Collections: Spezialisierte Sammlungen für Domänenobjekte.
  • DataTransferObjects: Objekte, die Daten zwischen Prozessen übertragen.
  • Enums: Aufzählungstypen, die eine Menge von benannten Konstanten definieren.
  • Events: Ereignisse, die domänenspezifische Vorgänge signalisieren.
  • Exceptions: Ausnahmen, die für die Domäne spezifisch sind.
  • Jobs: Aufgaben, die in den Warteschlangen ausgeführt werden.
  • Listeners: Lauscher, die auf Events reagieren.
  • Models: Die Eloquent-Modelle, die die Geschäftsobjekte repräsentieren.
  • QueryBuilders: Spezialisierte Abfragebauer für komplexe Abfragen.
  • Rules: Geschäftsregeln, die für Validierungen verwendet werden.
Was kommt in das App-Verzeichnis?

Das /app/App-Verzeichnis beinhaltet all das, was für die Darstellung und die Kommunikation mit dem Benutzer notwendig ist, jedoch keine Geschäftslogik enthält:

  • Console/Commands: Artisan-Befehle für CLI-Aktionen.
  • Exceptions: Allgemeine Ausnahmen für die Anwendung.
  • Http: HTTP-spezifische Klassen wie Controller, Requests und Ressourcen.
    • Controllers: Controller für die Webausgabe und API-Kontroller.
    • Requests: Request-Klassen für die Validierung von Eingaben.
    • Resources: API-Ressourcen für die Datenrepräsentation.
    • Middlewares: Middleware-Klassen für die Anfrageverarbeitung.
  • Nova: Werkzeuge für die Laravel-Nova-Administration.
  • Policies: Sicherheitsrichtlinien für den Zugriff auf Modelle.
  • Providers: Dienstanbieter, die Bootstrapping-Aufgaben ausführen.
  • Views: Die Vorlagen für die Benutzeroberfläche.

Implementierung in bootstrap/app.php und composer.json

In bootstrap/app.php wird der Pfad für das App-Verzeichnis festgelegt:

/*
|--------------------------------------------------------------------------
| Custom app directory
|--------------------------------------------------------------------------
*/
$app->useAppPath(realpath(__DIR__.'/../app/App'));

In composer.json wird das Autoloading für die verschiedenen Namespaces konfiguriert:

{
    "autoload": {
        "psr-4": {
            "App\\": "app/App/",
            "Domain\\": "app/Domain/",
            "Database\\Factories\\": "database/factories/",
            "Database\\Seeders\\": "database/seeders/"
        }
    },
}

Durch diese Strukturierung und die Einhaltung der DDD-Prinzipien kann ein Laravel-Projekt klare Grenzen zwischen der Geschäftslogik und den Anwendungsschichten ziehen, was die Wartbarkeit und die langfristige Qualität der Software erhöht.

Schlussbetrachtung

Domain-Driven Design bietet einen strukturierten Ansatz, um komplexe Anwendungen so zu gestalten, dass sie auch langfristig wartbar und erweiterbar bleiben. Laravel, mit seinen flexiblen Möglichkeiten, fördert diese Herangehensweise und ermöglicht es Entwicklern, die Geschäftslogik von den technischen Details der Anwendung zu trennen.

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